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Besichtigung des Einbecker Brauhaus in Einbeck



Jeder in Göttingen und Umgebung kennt die Einbecker Brauerei, in der Bierstadt Einbeck, in der seit 1378 Bier gebraut wird.


Foto: M. Tappe
Stammhaus der Einbecker Brauhaus

Michael Tappe hatte für uns die Besichtigung der Brauerei organisiert und Herr Mehrländer führte uns humorvoll durch die Brauerei.

Das Einbecker Brauhaus hat ca. 180 Beschäftigte. Davon sind 52 Beschäftigte im Braubetrieb in zwei Schichten eingeteilt. Z. Z. sind im Betrieb 20 Auszubildende in verschiedenen Berufszweigen vorhanden. Die Brauerei hat eine Jahresaustoß von 700 000 hl und zählt damit zu den 40 größten Brauereien in Deutschland. Im Jahre 2003 war eine starke Steigerung der Bierproduktion zu verzeichnen (eine Folge des Dosenpfandes?).

Bis zum Jahr 2000 gehörte die Brauerei zum Konzern Brau und Brunnen. Danach wurde sie wieder selbständig.

Die Führung begann im Flur vor der alten Filteranlage. Hier schilderte uns Herr Mehrländer die Anfänge des Bierbrauens in Einbeck. Zunächst hatten die Bürger die Braurechte, wobei als erstes die Frauen das Bier brauten. Als aber die Männer feststellten, wie viel Geld damit zu verdienen ist, haben sie die Sache in die Hand genommen. Weil es zu damaliger Zeit schwierig war, das Bier zu kühlen, wurde nur im Winter gebraut, wenn entsprechend in Seen und Gewässern Eis gewonnen werden konnte. Die Bürger brauten das Bier in ihren Häusern und der Braumeister kam zur Prüfung des Bieres. Wenn das Bier nicht den Anforderungen genügte, wurde dem Faß der Boden ausgeschlagen, damit das Bier auslief und nicht mehr zum Verkauf gelangen konnte. Das Einbecker Bier war so gut, daß es bis nach Süddeutschland und in die Hansestädte des Nordens transportiert wurde. Zur Abwehr des Einbecker Bieres wurde in Süddeutschland 1493 das Reinheitsgebot erlassen, damit dort auch gutes Bier erzeugt werden konnte und somit die Einfuhr aus Einbeck nicht erforderlich war. Zu damaliger Zeit gab es einen Bierkonsum von 400 Liter pro Einwohner. Zur Zeit beträgt der Bierkonsum in Deutschland 130 Liter pro Einwohner.

Im 18. Jahrhundert wurde das Brauhaus am jetzigen Standort errichtet und im Laufe der Zeit immer mehr erweitert. Die Brauerei bezieht ihr Wasser ausschließlich aus dem städt. Wassernetz. Wegen teils zu hoher Anteile von z. B. Eisen werden die entsprechenden Mineralien in der Brauerei herausgefiltert. Zur Herstllung von 1 Liter Bier werden 9 - 11 Liter Wasser benötigt.

Zum Bierbrauen wird gemäß dem Reinheitsgebot nur Gerstenmalz, Wasser, Hopfen und Hefe verwandt. Die Gerste wird beim Mälzer befeuchtet, so daß das Korn aufquillt und Keime bilden will.. Zum richtigen Zeitpunkt wird dann die gequollene Gerste durch die Darre getrocknet. Je nach Temperatur (30°, 50° bis 80° C) ergibt sich beim Bier eine unterschiedliche Farbe. Danach wird das Malz an die Brauerei geliefert.

Die Herstellung des Bieres in der Brauerei schliderte uns Herr Mehrländer im Sudhaus der Brauerei anhand eines Mosaikwandbildes. Zur Würzebereitung wird das Malz grob gemahlen, geschrotet und im Sudhaus mit heißem Wasser zur Maische gemischt (gemaischt).Je nach eingesetzem Verhältnis von Malz zu Wasser ergibt sich die sogenannte Stammwürze. Zur Farbeeinflussung wird ggf. stärker gedarrtes Malz hinzugegeben. Die Stammwürze bestimmt den Alkoholgehalt (etwa die Hälfte der Stammwürze) des Bieres. Danach wird geläutert, das heißt, man entfernt im Läuterbottich oder der Filterpresse die Malzrückstände, die Treber, die als Schweinefutter dienen.

Hierauf kocht man die Flüssigkeit in der Sudpfanne mit Hopfen, dessen Bitterstoffe Eiweiß ausfällen und das Bier würzen, haltbarer und bekömmlich machen, zur eigentlichen Würze ein. Zur Bierherstellung werden nur die weiblichen Dolden der Hopfenpflanze verwandt.

Wenn der Sud fertig ist, wird der Sud in 30 Minuten von 90° auf 30° abgekühlt und in die Gärbottiche geleitet. Hier wird die Hefe hinzugegeben, die unter Gärung einen Teil des Zuckers der Würze in Alkohol und Kohlendioxid verwandelt. Der Gärprozeß bei 4 - 10° dauert 8 - 10 Tage. Das Jungbier wird in Lagerbottiche geleitet und kann dann nach weiteren 9 - 24 Tagen in Flaschen oder Fässer abgefüllt werden. Die Bottiche haben jeweils ein Fassungsvermögen von 2 400 Hektoliter.

In der Abfüllanlage in Einbeck können je Stunde 60 Fässer a 50 Liter und 60 000 Flaschen abgefüllt werden. Vor der Abfüllung wird das Bier gefiltert, damit keine Flocken o. ä. im Bier verbleiben. Die Abfüllanlage ist vollautomatisch: Die leeren Flaschen werden gereinigt, kurz vor der Füllung wird jede Flasche auf Reinheit und Unversehrtheit geprüft und ggf. zum Altglas oder erneut in die Reinigung geleitet. Die Flaschen werden mit dem Aufkleber versehen und in die Kisten sowie dei Kisten auf Paletten gestapelt.

Die Fässer werden von unten gefüllt und zwar in 5 Schritten, damit wird die Schaumbildung vermieden. Anschließend wird das Faß gedreht und entsprechende Aufkleber mit Datum und Inhalt auf den Deckel angebracht.

Auf dem Weg zur Abfüllanlage kamen wir noch am Leergutlager vorbei. Das Versandlager ist auf einem anderen Grundstück. Die gefüllten Flaschen und Kisten werden sofort in das Versandlager gefahren.

Nach der Besichtigung hatten wir im Brauherrenkeller Gelegenheit, die Biere des Hauses bei einer Brotzeit zu probieren. Die armen Autofahrer konnten leider nur alkoholfreies Bier testen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Mehrländer für die ausführliche humorvolle Erläuterung und Führung durch das Einbecker Brauhaus. Beim Einbecker Brauhaus bedanken wir uns für die Besichtigung, Getränke und die Brotzeit.

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Stand: 05.05.2004 © BDIVWA Bezirksverband Göttingen 2010