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Vortrag des Herrn Karl Bracht: „Göttinger Nobelpreisträger“


am 21.02.2007 im Sartorius College

Auch zum Auftakt in diesem Jahr konnte mit Herrn Karl Bracht ein hervorragender Dozent für einen Vortrag gewonnen werden. Dieser begeisterte mit seinen Erläuterungen über die Göttinger Nobelpreisträger der vergangenen Jahre die anwesenden Zuhörer. All die hier nachfolgend genannten Nobelpreisträger haben in Göttingen studiert, gelebt und gearbeitet.

In den einleitenden Worten wurden uns die Begriffe: Daten, Informationen, Wissen klar definiert sowie die Beziehungen untereinander.

Beginnend mit der Antwort auf die Frage, wie Göttingen zum Zentrum der Naturwissenschaft wurde, ist Herr Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (geb. 14. Oktober 1688 in Berlin, verst. 26. November 1770 in Hannover) genannt worden. Dieser war unter Kurfürst Georg II. Hannoverscher Minister und Geheimrat. In diesem Amt war er 1734 Mitbegründer, erster Kurator und großer Förderer der Georg - August - Universität Göttingen. Unter seiner Leitung wuchs die Göttinger Universität zu einer der liberalsten Universitäten in Deutschland heran. Diese Liberalität war gezeichnet durch

  • die Freiheit der Lehre

  • die Gleichberechtigung der Fakultäten

  • das unbegrenzte Publikationsrecht der Professoren

  • das Engagieren der besten Professoren

  • die gute Besoldung und soziale Absicherung

Die erste Vorlesung an der neuen Universität fand 1734 in einem alten Getreideschuppen statt. Sie wurde von dem mittlerweile in Vergessenheit geratenen Physiker Samuel Christian Hollmann gehalten.

Nachdem noch weitere Professoren durch den Dozenten aufgezählt wurden, welche das Bild der Göttinger Universität geprägt haben, begann der eigentliche Höhepunkt dieser Veranstaltung. Herr Bracht berichtete von Alfred Nobel (geb. 1833; verst.1896) selbst. Er legte dar, dass dieser nie studiert hat und Autodidakt war.

Alfred Nobel ist der Erfinder von Sprengstoffen, Sprenggummi und rauchlosem Pulver. Seine Erfindungen "Dynamit" und "Sprenggelatine" waren entgegen weit verbreiteter Ansicht nicht zur Kriegsführung geeignet. Nur das rauchschwache Pulver "Ballistit" war eine Ausnahme. Da Alfred Nobel kinderlos blieb, verfügte er, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet wird. Diese testamentarische Verfügung wurde ohne anwaltliche Hilfe aufgesetzt, da Nobel die Rechtsanwälte als „Formalitätsparasiten“ bezeichnete. Diese letztwillige Verfügung wurde am 1898 von den Erben Nobels anerkannt. Somit wurde die Gründung der Nobelstiftung im Jahr 1900 möglich. Der Zinsertrag aus Nobels Vermögen sollte nach dessen Willen zu fünf gleichen Teilen auf die Nobelpreise verteilt werden.

Der Nobelpreis selbst wird daher in folgenden Kategorien vergeben:

  1. Nobelpreis für Physik

  2. Nobelpreis für Chemie

  3. Nobelpreis für Physiologie oder Medizin

  4. Nobelpreis für Literatur

  5. Friedensnobelpreis

  6. Preis der schwedischen Reichsbanken für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel (Alfred – Nobel – Gedächtnispreis)

Einen Nobelpreis für Mathematik gibt es hingegen nicht. Als Grund hierfür wird vermutet, dass der Praktiker Alfred Nobel diese Wissenschaft nicht besonders geschätzt hat; sie gehörte für ihn nicht zu den Kategorien, die die Menschheit voranbringen könnte. Um für einen Nobelpreis in Frage zu kommen, muss man nominiert werden, wobei nur lebende Personen nominiert werden können.

Das Recht, eine Nominierung auszusprechen, haben je nach Preiskategorie unterschiedliche Personen:

  • Grundsätzlich frühere Preisträger der jeweiligen Kategorie

  • Für Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin und Wirtschaftswissenschaften sind die Mitglieder des jeweiligen Nobelkomitees, der Akademie der Wissenschaften, Professoren der jeweiligen Fachrichtung an bestimmten skandinavischen Universitäten und weitere ausgesuchte Individuen und Lehrkräfte an ausgewählten weiteren Universitäten nominierungsberechtigt.

  • Für den Nobelpreis in Literatur können Vorschläge von Literatur- und Linguistikprofessoren, Mitgliedern der Schwedischen Akademie und ähnlicher Institutionen, und den Präsidenten repräsentativer Schriftstellervereinigungen eingereicht werden.

  • Vorschläge für den Friedensnobelpreis kann jedes Mitglied einer Regierung oder eines internationalen Gerichts machen, außerdem Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie sowie die Leiter von Friedensforschungsinstituten und ähnlichen Organisationen.

Anschließend nach den Darlegungen über Alfred Nobel wurden die einzelnen Nobelpreisträger genannt, welche in Göttingen studiert, gelebt, gewohnt und gearbeitet haben.

Heinrich Hermann Robert Koch (geb. 11. Dezember 1843 in Clausthal; verst. 27. Mai 1910 in Baden Baden).
Herr Koch war ein deutscher Mediziner und Mikrobiologe. Ihm gelang es im Jahre 1876 erstmalig den Erreger des Milzbrandes zu vermehren und dessen Rolle bei der Entstehung der Krankheit nachzuweisen. 1882 entdeckte er den Erreger der Tuberkulose und entwickelte später das Tuberkulin. 1884 entdeckte er den Cholera-Erreger. 1905 erhielt er den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Robert Koch studierte ab 1862 Philologie und ab 1863 Medizin bei Jacob Henle in Göttingen.

Paul Ehrlich (geb. 14. März 1854 in Strehlen bei Breslau; verst. 20. August 1915 in Bad Homburg)
Paul Ehrlich war ein deutscher Chemiker. Er gilt mit seinen Forschungen als Vorreiter und Wegbegleiter der Chemotherapie und entwickelte als erster eine medikamentöse Behandlung gegen Syphilis. Außerdem war er beteiligt an der Entwicklung des Serums gegen Diphtherie. 1908 erhielt er zusammen mit einer weiteren Person (Ilja Iljic Meckikov) den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin . Er war 1904 Honorarprofessor in Göttingen.

Otto Wallach (geb. 27. März 1847 in Königsberg; verst. 26. Februar 1931 in Göttingen).
Otto Wallach war ein deutscher Chemiker. Er studierte von 1867 bis 1869 an der Universität Göttingen und promovierte dort. 1910 erhielt Otto Wallach den Nobelpreis für Chemie als Anerkennung um seine Verdienste in der organischen Chemie auf dem Gebiet der Kohlenstoffverbindungen.

Wilhelm Wien
Im Jahr 1882 studierte er an der Universität Göttingen und der Universität Berlin. Wien erhielt 1911 den Nobelpreis für Physik für die Arbeiten zur Wärmestrahlung.

Max von Laue
Von Laue studierte an der Universität Straßburg Physik und beschäftigte sich nach seinem Umzug nach Göttingen schwerpunktmäßig mit der Optik. Für seine Arbeit erhielt von Laue 1914 den Nobelpreis für Physik. Grund für die Verleihung waren seine Verdienste in der Erforschung der Beugung von Röntgenstrahlen.

Max Planck
Max Planck stammt aus einer traditionsreichen Gelehrtenfamilie. Sein Urgroßvater Gottlieb Jakob Planck (1751–1833) und sein Großvater Heinrich Ludwig Planck (1785–1831) waren beide Theologieprofessoren in Göttingen. Max Planck erhielt den Nobelpreis in der Kategorie Physik für die Begründung der modernen Physik durch seine Quantentheorie. Er selbst hat viele Schicksalsschläge erlitten. Zu erwähnen sei hier, dass er den Tod seiner 4 Kinder und seiner Ehefrau erlebte.

Walther Hermann Nernst
Walther Nernst wurde 1889 Assistent und Privatdozent bei Eduard Riecke in Göttingen. Er kaufte sich 1897 das erste Privatauto in Göttingen. Sein Grab befindet sich auf dem Göttinger Stadtfriedhof in unmittelbarer Nachbarschaft weiterer berühmter Naturwissenschaftler. Nernst erhielt 1921 den Nobelpreis für Chemie für das Jahr 1920 als Anerkennung für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Thermochemie und als Entdecker des Dopplereffekts bei Kanalstrahlen.

Otto Hahn (geb. 8. März 1879 in Frankfurt am Main; verst. 28. Juli 1968 in Göttingen)
Otto Hahn erhielt 1944 den Nobelpreis für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Chemie. Er wurde für seine Erkenntnisse über die Spaltung schwerer Atomkerne ausgezeichnet. Auch Otto Hahn wurde auf dem Friedhof in Göttingen beerdigt.

Max Born (geb. 11. Dezember 1882 in Breslau; verst. 5. Januar 1970 in Göttingen)
Max Born war ein deutscher Mathematiker und Physiker. Er studierte ab 1901 in Breslau, an weiteren Universitäten und in Göttingen. Zuerst Rechtswissenschaften und Moralphilosophie, später Mathematik, Physik und Astronomie. Er promovierte 1906 bei David Hilbert in Göttingen. Max Born erhielt den Nobelpreis 1954 in Physik für seine statistische Interpretation der Quantenmechanik und seiner Beiträge zur Kristallphysik.

Richard Adolf Zsigmondy (geb. 1. April 1865 in Wien; verst. 23.September 1929 in Göttingen)
Dieser Nobelpreisträger lebte von1900 bis 1907 als Privatgelehrter in Jena. Von 1908 bis zu seinem Tod im Jahr 1929 war er ordentlicher Professor für Anorganische Chemie an der Universität Göttingen. Er erhielt den Nobelpreis 1925 in Chemie für die Aufklärung der heterogenen Natur kolloidaler Lösungen. Er war Entwickler der Membranfiltration.

Die genannten Nobelpreisträger, Max Planck, Max von Laue, Walther Nernst, Otto Hahn, Max Born, Richard Zsigmondy und Otto Wallach sind auf dem städtischen Friedhof in Göttingen beigesetzt.

Neben diesen genannten Nobelpreisträgern, deren Benennung hier nur einen kurzen Auszug darstellt, wurden noch weitere Persönlichkeiten genannt, die sich für den Fortschritt der einzelnen Nobelpreiskategorien eingesetzt haben und deren Entwicklung durch das Leben in Göttingen selbst geprägt war. Nur durch das Engagement dieser und vieler weiterer Helfer sowie auch derer, die keinen Preis erhalten haben, aber dennoch revolutionäre naturwissenschaftliche Entdeckungen publizierten, sei an dieser Stelle gedankt.

Auch sei dem Vortragenden, Herrn Karl Bracht, selbst für seine ausführlichen Darlegungen eine Wertschätzung in Form eines Lobs auszusprechen, da durch seine Nachforschungen das Leben und Wirken einzelnen Personen in Göttingen erhalten bleibt und durch seinen Vortrag nicht in Vergessenheit gerät.

Nachdem sich an die Ausführungen eine Diskussionsgemeinschaft bildete und aus dieser heraus alle gestellten Fragen der Zuhörer beantwortet werden konnten, ist von anschließend der Heimweg angetreten worden.

(Marko Kaspari)

Quelle für Nobelpreisnominierung: http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis

Weitergehende Informationen zum Vortrag können für die Mitglieder des Bezirksverbandes beim Vorstand angefordert werden.

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Stand: 08.03.2007 © BDIVWA Bezirksverband Göttingen 2010