Bund der Diplominhaber der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien Bundesverband  e. V. (BDIVWA) Bezirksverband Göttingen e. V. Wappen des BDIVWA

Universitäts- und Stadtbesichtigung


Am 05. Juni 1999 haben wir uns mit den Freunden von der Absolventengemeinschaft der Leibniz-Akademie aus Hannover um 09:30 Uhr am Bahnhof in Göttingen getroffen.

Zunächst fuhren wir in den Nordbereich der Universität, wo uns Herr Dr. Jahnke im GEOPARK der Universität begrüßte. Der GEOPARK ist Teil des Wissenschaftsparks; der "Johann-Friedrich-Blumenbach-Anlage", der sich im Umfeld der Naturwissenschaftlichen Institute vom Weender Krankenhaus bis zum Faßberg erstreckt.

Die heutige Erdkruste und das Leben auf der Erde sind das Ergebnis einer langen Entwicklung, Gesteine und Gesteinsstrukturen erschließen uns die Dimension. Im GEOPARK sind ungewöhnliche Exponate zu sehen und zu begreifen. Anhand der hier ausgestellten Gesteine können Besucherinnen und Besucher mehr über geowissenschaftliche Prozesse und Zusammenhänge erfahren.

Stein gewordener Ozeanboden überliefert mit seiner rhythmischen Schichtung Klimaschwankungen. Kalksteine aus dem Harz mit ihren gerüstbildenden Korallen geben sich als vorzeitliche Riffe zu erkennen und dokumentieren Zeiten, zu denen die Erde keine Eiskappen besaß und weltweit ein wärmeres Klima herrschte. Prozesse wie Aufschmelzen und Erstarren, Sedimentation und Erosion, Verfaltung und Zerbrechen, die in und auf der Erdkruste eine wichtige Rolle spielen, werden in spektakulären Gesteinsblöcken anschaulich gemacht.

 Einschläge von Meteoriten haben auf die Geschichte des Lebens auf der Erde umwälzende Auswirkungen gehabt. Auf dem Mond sind zahlreiche Meteoritenkrater mit bloßem Auge zu erkennen, auf der Erde aber durch Verwitterung , Abtragung und Sedimentation verwischt. An Gesteinen aus dem Nördlinger Ries lassen sich die Auswirkungen des Einschlags eines Riesenmeteoriten und dabei freigesetzte Energie nur erahnen.

Auch im südniedersächsischen Raum hat es in der jüngeren Erdgeschichte Veränderungen gegeben, das zeigen Sandsteine und Kalksteine der Trias. Diese belegen, daß es hier ein trockenes Wüstenklima und ein flaches tropisches Meer gegeben hat.

Das zyklische Ergießen und Versickern des Wassers im Brunnentor symbolisiert das Ansammeln von Massen bis zu einer kritischen Grenze und das Aufstauen von Kräften bis zu einem plötzlichen Bruch. Das Wasser spiegelt das Grundprinzip episodischer Ereignisse in und auf der Erde wieder, zum Beispiel Vulkanausbrüche, Erdbeben und Lawinen. Geowissenschaftliche Zusammenhänge werden in Schrift und Bild veranschaulicht, etwa wie sich die Lage der Kontinente verändert hat, und wie sich unser unruhiger Planet in ferner geologischer Zukunft voraussichtlich entwickeln wird.

Alle Teilnehmer sehen die Erde nach diesem Vortrag mit anderen Augen.

Nach der Fahrt zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum (GWZ) haben wir uns das Zentrale Hörsaalgebäude (ZHG) angesehen und sind im Blauen Turm (Mehrzweckgebäude - MZG) in das 13. Geschoß gefahren, um von dort einen Blick auf die Gebäude des GWZ (Saats- und Universitätsbibliothek, Juridicum, Theologicum, Oeconomicum und ZHG sowie auf die sich daran anschließende Altstadt Göttingens zu werfen.

Danach stand die Mittagspause in der Mensa auf dem Programm. Hier konnten wir abseits der Studenten mit unseren Gästen das Mensaessen probieren und uns ausführlich unterhalten.

Vor dem Auditorium Maximum erwartete uns dann Herr Thomas Raschke, Stadtführer der Stadt Göttingen, zu einem ausführlichen Stadtrundgang. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand die gegenseitige Abhängigkeit von Stadt und Universität Göttingen. Die Georg-August-Universität ist 1737 gegründet. Zur Zeit sind ca. 24 000 Studenten an der Universität eingeschrieben. Die Stadt Göttingen hat ca. 130 000 Einwohner.

Das Kirchengebäude der ev.-ref. Kirche (1752) wurde durch den Prof. Albrecht von Haller 16.10.1708 – 12.12.1777, gefördert, der an der Universität den ersten Botanischen Garten errichtete. Prof. Haller war von 1736-1756 Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik. Dieser Botanische Garten liegt teilweise innerhalb der Wallanlagen und durch einen Tunnel verbunden außerhalb der Wallanlagen. Über die Wallanlagen erreichten wir das Deutsche Theater, das unter Heinz Hilpert in den fünfziger und sechziger Jahren weit über Göttingen hinaus bekannt wurde.

Am Völkerkundemuseum (erbaut in den dreißiger Jahren) und am Aufgang zum Albaniplatz wurden uns der Einfluß und die Auswirkungen der Nazizeit auf Universität und Stadt erläutert.

Die Albani-Kirche ist eine von sechs mittelalterlichen Kirchen in Göttingen (Albani-, Jakobi-, Johannis-, Nicolai-, Pauliner- und Marienkirche). Die Albani-Kirche wurde auf dem Grund einer älteren Kirche des Dorfes Gutingi (erstmals erwähnt 965) erichtet. Dieses Dorf gab später der Stadt Göttingen den Namen.

Im historischen alten Rathaus (beendet 1389) besichtigten wir die Dorntze, das mittelalterliche Sitzungszimmer des Rates der Stadt mit Fußbodenheizung. Dieser historisch Raum wird seit einiger Zeit für standesamtliche Trauungen genutzt. Der große Ratssaal mit den Wappen der Hansestädte wird vor allem für gesellschaftliche Ereignisse benutzt, u. a. Diplom-Übergabe der VWA.

Der Weg zum Bismarckhäuschen führte uns durch die Turmstraße mit dem ältesten Teil der Stadtbefestigung. Im Bismarckhäuschen, einem alten Wachhaus der Stadtbefestigung wohnte Otto von Bismarck in den Jahren 1832/33, nachdem er aus seiner Studentenbude in der Roten Straße ausgewiesen wurde. Heute befindet sich hier ein kleines Museum.

Zum Nabel, dem Zentrum Göttingens, kamen wir an der Johanniskirche vorbei, in dessen Turm zwei Studenten mietfrei wohnen, sie müssen allerdings samstags die Turmbesteigung ermöglichen.

Zwischendurch erläuterte uns Herr Raschke viele kleine Begebenheiten der Göttinger Geschichte, u. a. das Gänseliesel als meistgeküßtes Mädchen der Welt.

Nach 3 1/2 Stunden Stadtrundgang und -erläuterung war eine Stärkung in dem berühmten Cafe Cron & Lanz erforderlich. Die Gäste aus Hannover und wir haben viele neue Erkenntnisse und geschichtliche Erläuterungen bekommen. Es war trotz zwischenzeitlichem Regen ein wundervoller Tag.


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Stand: 14.06.1999 © BDIVWA Bezirksverband Göttingen 2010